Künstliche Intelligenz in Schweizer KMU 07/2025: Chancen, Herausforderungen und Best Practices

Jul 24, 2025By Holger von Ellerts
Holger von Ellerts

Künstliche Intelligenz (KI) ist 2025 in der Schweizer Wirtschaft angekommen – und zwar nicht nur in Grossunternehmen, sondern zunehmend auch im Mittelstand. Über die Hälfte der Schweizer KMU nutzt bereits KI-Anwendungen, doch die wenigsten haben eine übergeordnete Strategie oder schöpfen das Potenzial voll aus. Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Neue gesetzliche Vorgaben, etwa zur Cybersecurity, und der internationale Wettbewerbsdruck machen KI zur Pflichtaufgabe. Wer jetzt handelt, kann Effizienz, Innovation und Kundenzufriedenheit massiv steigern – und sichert sich einen entscheidenden Vorsprung.


1. Lokale KI-Lösungen: Datensouveränität und Effizienz


Ein zentrales Thema für Schweizer KMU ist die Frage, wie und wo KI-Anwendungen betrieben werden. Während viele Lösungen auf Public-Clouds setzen, wächst das Interesse an lokalen, sogenannten „On-Premise“-Lösungen. Die Dell AI Factory ist ein aktuelles Beispiel: Sie bringt KI-Modelle direkt zu den Unternehmensdaten, statt sensible Daten in die Cloud zu schicken. Das erhöht die Datensicherheit, senkt Latenzzeiten und ist bis zu 75 % kosteneffizienter als vergleichbare Cloud-Angebote. Besonders für Unternehmen mit hohen Datenschutzanforderungen – etwa im Gesundheitswesen, in der Industrie oder im Finanzsektor – ist das ein entscheidender Vorteil.


2. Prozessautomatisierung: Effizienzsteigerung und Kostensenkung


KI-gestützte Automatisierung ist der Effizienz-Booster schlechthin. Studien zeigen, dass generative KI die Produktivität in Schweizer Unternehmen je nach Anwendungsfeld um bis zu 50 % steigern kann. Typische Einsatzfelder sind:

Rechnungswesen: Automatisierte Belegerfassung, Buchhaltung und Mahnwesen sparen bis zu 98 % manuellen Aufwand.
Kundenservice: Chatbots und KI-gestützte E-Mail-Analyse reduzieren Reklamationen und steigern die Kundenzufriedenheit.
Marketing: KI-Tools wie E-Mail-Verifizierungs-APIs erhöhen die Zustellrate und generieren nachweislich mehr Umsatz.
Produktion und Logistik: Intelligente Prognosemodelle optimieren Lagerhaltung, reduzieren Abfall und verbessern die Lieferfähigkeit.
Ein Praxisbeispiel: Laut dem Schweizer KMU-Portal nutzen bereits mehr als die Hälfte der KMU KI in ihren Arbeitsprozessen, insbesondere zur Prozessoptimierung und Entscheidungsunterstützung.


3. Cybersecurity: Neue Meldepflicht und smarte Schutzmechanismen


Seit Januar 2025 gilt für Schweizer KMU eine Meldepflicht bei Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen. KI-gestützte Sicherheitslösungen sind damit unverzichtbar geworden. Moderne Tools erkennen Anomalien in Echtzeit, schützen vor Datenverlust und helfen, Compliance-Anforderungen zu erfüllen. Besonders gefragt sind Lösungen, die sich nahtlos in bestehende IT-Landschaften integrieren lassen und auch für kleinere Unternehmen erschwinglich sind.


4. Datenanalyse und Prognosen: Bessere Entscheidungen dank KI


KI-basierte Analysewerkzeuge verändern die Art und Weise, wie KMU Daten auswerten und nutzen. Automatisierte Prognosemodelle analysieren historische Daten, erkennen Muster und ermöglichen präzisere Vorhersagen – etwa für Absatz, Lagerbestände oder Personalbedarf. Die Integration mit ERP- und CRM-Systemen sorgt für Echtzeit-Dashboards und kontinuierliche Optimierung.
Quelle: KMU.admin.ch

5. Sprachverarbeitung und Schweizer KI-Modelle
Die Schweiz ist ein mehrsprachiges Land – und genau hier setzen neue KI-Modelle wie SwissGPT an. Sie ermöglichen die Verarbeitung und Analyse von Texten in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Kundenservice, Marketing und interne Kommunikation. Im Sommer 2025 wird ein neues, transparentes Schweizer Sprachmodell mit 70 Milliarden Parametern veröffentlicht, das speziell auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten ist.


6. Herausforderungen: Strategie, Know-how und Integration


Trotz aller Chancen stehen viele KMU vor grossen Herausforderungen. Die wichtigsten Stolpersteine:

Fehlende Strategie: Viele Unternehmen experimentieren mit KI, ohne eine klare Roadmap oder Zielsetzung.
Know-how-Lücke: Es fehlt an internem Fachwissen, um KI-Projekte zu planen, umzusetzen und zu betreiben.
Integration: Die Anbindung an bestehende Systeme (ERP, CRM, Buchhaltung) ist oft komplex und ressourcenintensiv.
Kosten: Investitionen in Infrastruktur, Software und Weiterbildung sind für viele KMU eine Hürde.


Hier helfen praxisnahe Leitfäden, wie sie das KI-Zentrum für KMU oder die Plattform SAIROP bieten. Sie unterstützen bei der Identifikation von Anwendungsfällen, der Auswahl von Partnern und der Umsetzung von Projekten.


7. Best Practices und Handlungsempfehlungen


Wie gelingt der Einstieg in die KI-Praxis? Hier die wichtigsten Empfehlungen:

Klein starten: Beginnen Sie mit einem klar abgegrenzten Pilotprojekt, z. B. im Rechnungswesen oder Kundenservice.
Partnernetzwerke nutzen: Suchen Sie gezielt nach Schweizer Dienstleistern, Forschungsgruppen und Förderprogrammen (z. B. SAIROP, KI-Zentrum für KMU).
Mitarbeitende schulen: Investieren Sie in Weiterbildung und schaffen Sie Akzeptanz für KI im Team.
Datenqualität sichern: Gute Daten sind die Basis für erfolgreiche KI-Projekte. Prüfen und optimieren Sie Ihre Datenquellen.
Rechtliche Vorgaben beachten: Achten Sie auf Datenschutz, Cybersecurity und branchenspezifische Regulierungen.
Strategie entwickeln: Definieren Sie eine KI-Roadmap mit klaren Zielen, Verantwortlichkeiten und Meilensteinen.



8. Ausblick: KI als Wachstumsmotor für die Schweiz


Laut aktuellen Studien kann die Schweiz dank KI-gestützter Produktivitätssteigerung ihr Bruttoinlandprodukt in den nächsten zehn Jahren um bis zu 11 % erhöhen.

Für KMU bedeutet das: Wer jetzt in KI investiert, profitiert nicht nur von Effizienzgewinnen, sondern sichert sich auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit. Die Kombination aus lokaler Datensouveränität, praxisnahen Tools und gezielter Weiterbildung ist der Schlüssel zum Erfolg.


Fazit & Handlungsempfehlung


Künstliche Intelligenz ist 2025 für Schweizer KMU kein Nice-to-have mehr, sondern ein Muss. Die Chancen sind enorm: Effizienz, Innovation, neue Geschäftsmodelle. Die Herausforderungen sind lösbar – mit der richtigen Strategie, starken Partnern und dem Mut, Neues auszuprobieren. Starten Sie jetzt, investieren Sie in Know-how und machen Sie Ihr Unternehmen fit für die digitale Zukunft.

Quellen

Netzwoche: KI-Integration in KMU
KMU.admin.ch: Wie Schweizer KMU KI nutzen
KMU.admin.ch: Generative KI – Katalysator für Wachstum und Transformation
KI-Zentrum für KMU
Die Volkswirtschaft: Schweizer Forschung will mit vertrauenswürdiger KI an die Spitze